Nach verschiedenen Quellen älteren Datums soll die erste urkundliche Nennung unseres Ortes aus dem Jahre 894 stammen. Nach den heutigen bernischen Historikern muss dies aber in Frage gestellt werden.
In seinem Werk „Das Emmental im Staate Bern bis 1798“ schreibt Fritz Häusler:
Ein Pergament König Arnulfs aus dem Jahre 894 führt uns mitten ins Emmental, in die Gegend des Bigentals. Darin wird eine Schenkung der edlen Frau Pirin an die Abtei St. Gallen verbrieft. Dieses Dokument zählt einige Güter auf: Utingung (Uetigen bei Goldbach), Comirichingum (Gomerkinden). Pigiluna bezeichnet entweder das Dorf Biglen oder - was wahrscheinlicher ist - den Hof Bigel bei Goldbach, der näher bei den erwähnten Oertlichkeiten liegt.
Der Ausdruck „pigellona“ wurde im römischen Helvetien für Tannenwald angewandt. Als die Alemannen im 7. – 9. Jahrhundert die ausgedehnten Wälder zu roden begannen und das Land kultivierten, wurde der Name allmählich zu Pigiluna. In einer Urkunde vom 18. Juli 1236 finden wir erstmals den Namen Biglens als Biglun.
Die Alemannen lebten nach der altdeutschen Gemeindeordnung in Sippschaften und waren freie Bauern. Nach dem Jahre 800 verschwand diese Ordnung allmählich, das Feudalrecht kam auf, die Bauern wurden einem Lehensherrn unterstellt und dienst- und abgabepflichtig. Biglen kam zum Stammgut der Freiherren von Signau. Die Grafen von Kyburg übten die hohe Gerichtsbarkeit aus.
Der Bach war damals die Lebensader der allmählich entstehenden Siedlung. Die Bedeutung eines Wasserlaufes für Landwirtschaft und Gewerbe erkannte der Ritter von Kien, Schlossherr in Worb von 1329 – 1352; der Twingmühle von Worb fehlte die Wasserkraft, über die bereits damals die Biglenmühle verfügte.
Der Ritter schloss deshalb mit den Grafen von Kyburg einen Vertrag ab, worin er um den Preis von zwei Ochsen das Recht erwarb, vom Biglenbach soviel Wasser abzuleiten, als durch ein „riter zarg“, d.h. ein Kornsieb laufen mochte.
Darauf wurde ein Teil des Baches unterhalb des heutigen Metzgerhüsis künstlich abgeleitet. Dieser neue Wasserlauf, die Worblen, trug zur Entwicklung des Worblentals viel bei. Das Biglental musste sich von nun an mit der „Restwassermenge“ begnügen.
Mitte des 14. Jahrhunderts erwarb der Niedere Spital von Bern die Kollatur von Biglen, d.h. das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle und zur Erhebung von Abgaben. Jeder Bauer hatte den Primiz, d.h. jeweils die erste Dinkelgarbe und Früchte sowie den Zehnten abzugeben. Zudem kam der Spital damals auch in den Besitz grosser Waldungen.
1406 ging das Landgericht Konolfingen an die Stadt Bern über, die von da an die hohe Gerichtsbarkeit ausübte. Die niedere Gerichtsbarkeit wurde 1429 dem Niederen Spital entzogen und unterstand nun der Landvogtei Signau.
Unsere schöne neugotische Kirche wurde 1521 erbaut. Über die Geschichte und die kunsthistorische Bedeutung dieses Gotteshauses gibt ein Kunstführer Auskunft, welcher im Vorraum der Kirche erworben werden kann.
Der grösste Teil der Bevölkerung lebte damals von der Landwirtschaft. Die mit der Bewirtschaftung des Bodens verbundenen Ausgaben waren genau geregelt und in umfangreichen Bücheren - „Urbar“ genannt - festgehalten. Sie enthielten Angaben über Marchen, Güter, Zinsen, Zehnten und die übrigen Grundabgaben.
Die Zehnten waren nicht wie die Bodenzinsen eine feste Abgabe, sondern richteten sich nach dem Ertrag, von dem gewöhnlich der zehnte Teil abgegeben werden musste. Für die Lagerung dieser Naturalien wurde - wahrscheinlich um 1660 - der Zehntenspeicher neben der Kirche errichtet. Dieses aus Hälblingen gezimmerte Gebäude ist, abgesehen vom Dach, in seiner ursprünglichen Bauweise bis heute erhalten geblieben.
Über die Landwirtschaft bis ins 18. Jahrhundert schreibt Jeremias Gotthelf in der „Naturgeschichte der Käsereien“:
Vor alten Zeiten käste man bloss auf den Alpen den Sommer durch, so lange das Vieh zur Weide ging; zog im Herbst der Küher zu Tale und fütterte er bei einem oder einigen grossen Bauern seine sechzig bis achtzig Kühe, so machte er wohl auch einige Käslein für den Hausgebrauch oder für den Wirt, der durch recht rässen Käs seinen sauren Steffisburger (Wein) versüssen wollte. In den Tälern machte man keinen Käse.
Von den Bauern selbst wurde also wenig Rindvieh gehalten; die Küher allein waren Besitzer grosser Viehherden. Die Bauern hielten sich hauptsächlich Ziegen und Schafe, letztere wegen der Wolle, sowie Gänse und Schweine. Gepflanzt wurde auch viel Hanf und Flachs und ein Spinnrad gehörte in jede Haushaltung. Natürlich gehörte zu jedem Haus ein Garten und eine „Hostet“.
Schon früh siedelten sich, namentlich entlang des Baches, verschiedene Gewerbebetriebe an. Die obere Mühle entstand schon 1338. Mit der Zeit kamen Reiben, Stampfen, Oelen, Sägereien und Walken dazu. Auch Handwerker wie Woll- und Leinenweber, Blattmacher, Holzbödeler, Schmiede und Zimmerleute übten hier ihren Beruf aus. Der „Bären“ erhielt 1520 das Tavernenrecht und das Badrecht der Wirtschaft „Zum Rohr“ stammt aus dem Jahre 1662.
1611 wurde unser Dorf von der Pest - dem schwarzen Tod - heimgesucht. Infolge mehrerer Missernten war die Bevölkerung für diese Pestilenz besonders anfällig. 330 Opfer mussten in Massengräbern neben der Kirche beigesetzt werden.
Eine weitere Epidemie brach am 14. Herbstmonat 1795 aus. Die rote Ruhr wütete bis zum 2. Jener 1796 und brachte über das Dorf wieder grosses Elend. In der „Ortsgeschichte von Biglen“ von Samuel Erb (1938) finden wir die „Supplikation“ an die Obrigkeit, die von der damals herrschenden Not berichtet:
Ist je eine Gemeind, die mit einer beinahe unerträglichen Last von armen Leuten beladen und getrukt ist, so ganz gewiss die Gemeinde Biglen. Nicht nur wurden beinahe obgemeldete Anzahl Patienten während ihrer Krankheit mit Ryss, Haberkärnen und anderen dienlichen Lebensmitteln versehen, sondern mit Wahrheit kann diese ganze Gemeind Ihre Wohledelgebohrenen die Anzeige machen, dass sie schon verschiedene Jahre daher, alle Jahre über 2000 Kronen zur Besorgung ihrer Armen hat zusammentällen müssen.
Das Elend war aber noch nicht vorbei. Schon Ende 1797 brachen die Kriegsunruhen aus, die zum Untergang des alten Berns führten. Allein im Gefecht im Grauholz am 5. März 1798 kamen 34 Männer aus Biglen ums Leben. An den Folgen des verlorenen Krieges hatte die Bevölkerung noch lange zu leiden.I
m 19. Jahrhundert fand eine „grosse Revolution in der Landwirtschaft“ statt. Dank dem sogenannten „Kunstgras“ - Klee, Esparsette und Luzerne - war die Stallfütterung möglich geworden. Sobald das Vieh im Stall war, gab es Dünger „dicken und dünnen, fleissig und verständig ward er angewandt“. Mit den Kühen mehrte sich auch die Milch und Talkäsereien entstanden: 1818 wurde die erste Talkäserei in Kiesen errichtet; diejenige in Biglen/Enetbach folgte 1828 und Arni zog 1838 nach.
Gemäss der bernischen Staatsverfassung von 1846 wurden die Zehnten aufgehoben und die direkten Steuern eingeführt.
Seit 1630 konnten die Kinder von Biglen in die Schule gehen. Da weder der Staat noch der Niedere Spital Beiträge an die Löhne der Schulmeister beisteuerten, war der Schulbesuch nur für Kinder vermögender Eltern möglich. Der Unterricht fand nur in den Wintermonaten statt, die Schulmeister waren sehr schlecht entlöhnt und so mussten diese ihre Einkünfte durch Nebenbeschäftigungen aufbessern.
Ein geregelter Schulbetrieb mit ausgebildeten Lehrern konnte erst beginnen, als um 1850 das Primarschulhaus - das heutige Gemeindehaus - an der Hohle erbaut wurde.
Schon bald darauf wurde zusätzlich eine Sekundarschule ins Auge gefasst. Nachdem Pfarrer Bitzius, der Sohn von Jeremias Gotthelf, am 14. Januar 1874 in einer Predigt in der Kirche Biglen diese Absicht befürwortete, wurde die Idee bereits 1878 verwirklicht. Die Sekundarschule wurde vorläufig im sogenannten „Käshaus“ an der Arnistrasse untergebracht; bereits 1905 konnte dann ein eigenes Sekundarschulhaus bezogen werden.
Einen ungeahnten Aufschwung für die ganze Gegend brachte 1899 die Eröffnung der Burgdorf – Thun – Bahn. Fast wäre unser Ort damals ein Eisenbahnknotenpunkt geworden: Ursprünglich war nämlich geplant, die Bern – Worb – Biglen Bahn via Richigen – Ried – Biglen über die Tanne nach Lützelflüh weiterzuführen.
1904 wurde die Eisenmöbelfabrik, die heutige BIGLA, gegründet. Zuerst wurde in einer Backsteinhalle produziert; in den folgenden Jahren konnte der Betrieb kontinuierlich erweitert werden.
Der Erste Weltkrieg 1914 – 1918 brachte jede weitere Entwicklung zum Erliegen. Kurz nach dem Friedensschluss wurde auf dem Enetbachberg die Friedenslinde gesetzt. Dabei wurde eine Kassette mit Dokumenten, Rationierungskarten und Münzen zu den Wurzeln gelegt.
„Auf Bitte und Wunsch der Bevölkerung“, wie es im Protokoll niedergeschrieben ist, fassten 1928 die Behörden den Bau einer Badeanstalt ins Auge. In Anbetracht der damaligen schweren Wirtschaftskrise war dieser Beschluss eine Pioniertat. Dank den Erträgen aus dem „Schwarz-Fonds“ war die Finanzierung gesichert.
Nach der Einweihung 1930 besass Biglen eine der ersten Badeanstalten im Amt Konolfingen. An vier Wochentagen durften die Männer die Badi benützen, die drei anderen Tage waren für das weibliche Geschlecht reserviert - das waren noch Zeiten! Diese strenge Regelung wurde allerdings recht bald gelockert. Mehr über die Geschichte der Badi Biglen finde Sie im Biglebach Nr. 8/2005 (PDF 1'724 kB).
Der grösste Brand in Biglen ereignete sich in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 1935, als die BIGLA in Flammen aufging. Bei minus 25 Grad standen die Feuerwehren von Biglen und den Nachbargemeinden sowie die „Stadt-Feuerwehr Bern“ mit vier Motorspritzen und 22 „Wendrohren“ im Einsatz. Einige Hydranten mussten mit brennenden Reiswellen aufgetaut werden.
Am 1. September 1935 brannte der „Bären“ infolge eines elektrischen Defektes nieder.
Im Zweiten Weltkrieg sollte dieser „Bären“ (neu aufgebaut) eine ungewöhnliche Rolle spielen (siehe „Biglen und der General“).
Nachfolgend seien die für Biglen wichtigsten Ereignisse seit dem Friedensjahr 1945 kurz erwähnt:
Ein geheimes Treffen, das nach der Enthüllung für grossen Diskussionsstoff sorgte, fand am 3. März 1943 im „Bären“ in Biglen statt. General Henri Guisan traf mit dem deutschen SS-Generalmajor Walter Schellenberg zusammen. Das Treffen kam dank der Vermittlung von Oberstbrigadier Roger Masson, dem Chef des Schweizerischen Nachrichtendienstes, zustande.
Im Verlaufe der Gespräche bekräftigte General Guisan dem SS-General den Willen der Schweiz, ihre Neutralität gegen jeden Angreifer zu verteidigen.
Diese Unterredung von Biglen, die längst in die schweizerische Geschichtsschreibung eingegangen ist, wurde öffentlich bekannt, als General Henri Guisan sie in seinem Bericht über den Aktivdienst erwähnte. Seither ist sie von verschiedenen Historikern, zuerst von Edgar Bonjour, als Grenzfall der Neutralität kritisch beleuchtet worden.
Warum der „Bären“ Biglen?
Für die Zusammenarbeit von General Guisan mit SS-Generalmajor Schellenberg hatte Masson den Gasthof „Bären“ in Biglen ausgewählt. Der Gasthof stand im Ruf eines gediegenen Hauses, in dem man auch während des Krieges kulinarisch verwöhnt wurde.
Das Renommée war derart gut, dass dort wiederholt offizielle ausländische Besucher von schweizerischen Gastgebern eingeladen worden waren. Das Gästebuch verzeichnet im Winter 1939/40 die Eintragung der Namen der Verhandlungsdelegationen Schweiz – Russland und am 13. Februar 1940 fanden im „Bären“ schweizerisch-deutsche Wirtschaftsgespräche statt.
Auch General Guisan war dieser Gasthof bestens bekannt - er war schon in ledigen Jahren gelegentlich hier abgestiegen. Zu Beginn des Aktivdienstes, als er mit Offizieren des Armeestabes dort einkehrte, hatte er dem gastfreundlichen Haus handschriftliche Verse gewidmet und diese ins Gästebuch eingetragen.
Nachfolgend seien die für Biglen wichtigsten Ereignisse seit dem Friedensjahr 1945 kurz erwähnt:
1945 | Biglen erhält ein Gemeindewappen |
1960 | Einweihung der Turnhalle mit einem Volksfest |
1965 | Beitritt zu den Gemeindeverbänden ARA und KEWU |
1966 / 1967 | Umfassende Renovation der Kirche, Wiederherstellung des spät- gotischen Zustandes |
1968 | Erstes Emmentalisches Sturmgewehrschiessen (heute das grösste Sturmgewehrschiessen der Schweiz) |
1971 | Eröffnung der Sportanlagen (Fussball / Tennis) auf dem „Mutti“ |
1972 | Neubau Bereitschaftsraum / Oeffentlicher Schutzraum des Zivilschutzes |
1972 | Anschluss an die „Regionalantenne Kiesental“ |
1973 | Einweihung des Kindergartens |
1974 | Neues Schützenhaus im „Oberfeld“ |
1979 | Aufbahrungshalle auf dem Friedhof |
1984 | Baubeginn Primarschulhaus und Zivilschutzanlage „Feltschen“ |
1987 | Bezug der neuen Primarschulanlage |
1987 | Umbau des alten Primarschulhauses in ein Gemeindehaus |
1993 | Eröffnung der neuen Badi |
1995 – 1999 | Bau des Entlastungskanals „RüB Sägematt – Weyermatte“ |
1999 | Gesamtsanierung Reservoir „Berg“ |
2001 | Eröffnung der Sport- und Mehrzweckhalle "Espace Arena" auf dem "Mutti" |
2002 | Sanierung der Reservoirs / der Pumpstation „Lochmatt“ |
2003 | Neubau eines Schulhauses (Oberstufenzentrum) |
2004 | Neubau eines zweiten Kindergartens |
2008 | Eröffnung der Kulturfabrik "Bigla" |
2010 | Revision der Ortsplanung |
2010 | Gründung des Gemeindeverbandes "Feuerwehr Regio Gumm" |
2011 | Revision der Gemeindeorganisation |
2013 | Erschliessung des Baugebietes "Arnistrasse" |
2014/2015 | Sanierung der "Bahnhofstrasse" |